VVN-BdA
Stade
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Der »Stahlhelm e.V.« ist heute eine kleine neofaschistische Gruppierung mit regionalen Schwerpunkten in Niedersachsen/Hamburg, Rheinland/Pfalz, Saarland und einem eigenem Landesverband Flandern (Belgien). Das oberste Ziel des im Vereinsregister von Düsseldorf eingetragenen Vereins ist nach eigenen Aussagen »Die Wiederherstellung des Deutschen Reiches in seinen historischen Grenzen und die Wehrhafterhaltung der deutschen Jugend«. Die »historischen Grenzen« beinhalten für den »Stahlhelm« das heutige Österreich und Gebiete von Polen, Russland, Litauen und Tschechien. In einer Botschaft aus dem Jahr 1998 heißt es: »Der Stahlhelm erklärt, dass er den durch Alliierten Druck, unter Mithilfe deutscher Politiker geschaffenen Zustand nicht anerkennt.« und »Der Stahlhelm fordert die Korrektur der deutschen Ostgrenzen, er fordert die Hoheit über die völkerrechtswidrig geraubten deutschen Landesteile im Osten und Sudeten.« Das niedersächsische Innenministerium sieht es als gegeben an, das der »Stahlhelm« als oberstes Ziel die Wiederherstellung des »Deutschen Reiches« in den Grenzen des nationalsozialistischen »Großdeutschen Reiches« anstrebt. Das Bundesministerium des Innern beurteilte den »Stahlhelm e.V.« in Beantwortung einer kleinen Anfrage der PDS-Fraktion im August 1999 wie folgt: »'Der Stahlhelm e.V. - Bund der Frontsoldaten - Kampfbund für Europa' ist eine rechtsextremistische Gruppierung, deren ideologische Ausrichtung insbesondere von nationalistisch-völkischem, antisemitischem und revisionistischem Gedankengut geprägt ist.« Im Jahre 1996 wurde Günter Drückhammer zum »Bundesführer« des Vereins gewählt. Sein Sohn Kai-Uwe gehört dem Vorstand als »Bundesjugendführer« an und Schwiegertochter Anke betreut das interne »Amt für Information und Werbung«. Den Drückhammers gehört ein ca. 2200 qm großes Grundstück in Jork-Klein Hove im Landkreis Stade, an der Landesgrenze von Hamburg. Auf dem Grundstück wird das sog. Franz Seldte Haus betrieben, das nach dem Gründer des »Stahlhelms« benannt ist. Seldte war von 1933-45 Reichsarbeitsminister im nationalsozialistischem Deutschland. Im »Franz Seldte Haus« finden seit 1983 bis heute regelmäßig Schulungen, »Führerbesprechungen«, »nationale Feiern« und »Ortsappelle« des Vereins statt. In Beantwortung der PDS-Bundestagsanfrage heißt es hierzu: »Das 'Franz Seldte Haus' in Jork (Niedersachsen) fungiert als zentrale Anlaufstelle u.a. für den Bundesverband, die Redaktion der Zeitschrift 'Der Stahlhelm', den Devotionalienverband 'Der Stahlhof' sowie für Veranstaltungen insbesondere der norddeutschen Organisationseinheiten.« Das »Franz Seldte Haus« ist auch regelmäßig Ausgangspunkt für die jährlichen »Wehrsportkreuzprüfungen« des Vereins. Die Prüfungen beinhalten »Gewehrschießstunde« und »Gewehrschießen«. Der Präsident des niedersächsischen Landesamtes für Verfassungsschutz, Dr. Rolf Peter Minnier, sagt in Interviews über den »Stahlhelm«: »Die theoretische Unterweisung mit Waffen steht im Jorker 'Franz-Seldte-Haus' regelmäßig auf der Tagesordnung« und das hin und wieder Luftgewehre sowie Kleinkalibergewehre eingesetzt werden. Die ersten Prüfungen fanden - Treffpunkt war das »Franz Seldte Haus« - Ostern 1987 in Wangersen, Landkreis Stade, statt. Die »Wehrsportkreuze« wurden dann am 20. April 1987 an die Teilnehmer Kai-Uwe Drückhammer, Günter Drückhammer, Manfred Hertlein (OG Bergzabern), Klaus Kämpf (OG Schwabach), Hartwig Friedrich und Hansheinrich Sieber (beide OG Ingolstadt) verliehen. Der 20. April, Geburtsdatum von Adolf Hitler, wird im Mitteilungsblatt des »Stahlhelms« ebenso wie sein Todesdatum als Gedenktag aufgeführt. Der Schwabacher Klaus Kämpf, er ist 1998 noch Stützpunktleiter des »Stahlhelms« und bekommt das Ehrenzeichen in Bronze verliehen, vertreibt Antiquariat unter dem Motto »Vergeltung für '45« und vermerkt handschriftlich auf der Bücherliste »für den Ideologieträger! Für den NS-Kämpfer für die Jung STAHLHELMER Familie!«. Hartwig Friedrich ist bis heute langjähriger Funktionär des, vom »Stahlhelm e.V.« inzwischen getrennten, bayrischen Stahlhelms, der in Neuburg/Donau ein eigenes Haus betreibt. Das CSU-Mitglied Friedrich betreute jahrelang das Stahlhelm-Archiv und suchte Fahnen, Wimpel, Urkunden usw. für seine »zeitgeschichtliche« Sammlung. Auf der Mitgliederversammlung des Vereins am 15.06.1996 in Jork wurden in den internen »Ehren und Disziplinausschuss« Klaus-Michael Gräf (Scharbeutz), Hans-Dieter Lanzki (Hamburg) und Andreas Haye (Harburg) gewählt. Haye war auch Ortgruppenführer des »Stahlhelms« im benachbarten Hamburg-Harburg. Im »Stahlhelm« ist auch Stefan Bliesmer engagiert. Bliesmer kommt aus der Tostedter Skinheadszene, war aktiv bei der FAP, ist 1998 Ortsgruppenführer des »Stahlhelms« im Landesverband Niedersachsen und wurde mit dem Ehrenzeichen in Bronze ausgezeichnet. Roman Greifenstein, er verbüßt zur Zeit eine Haftstrafe, stellte sich 1998 in der Zeitschrift »Der Stahlhelm« 1998 die Frage »Bundeswehr ja oder nein?« die er wie folgt beantwortete: »Denn im Bund zu dienen bringt auch wieder eine militärische Ausbildung mit sich, wie man sie legaler und einfacher nicht erwerben kann. Das kann einmal lebenswichtig für unseren Befreiungskampf sein!«. Das »Franz Seldte Haus« ist auch Ausgangspunkt für die Kinder- und Jugendarbeit des Vereins. Sie sollen erst im Spielkreis und danach bis zum 16. Lebensjahr im »Scharnhorstbund« mitmachen. Die Verantwortlichkeit liegt innerhalb des Vereins bei Kai-Uwe Drückhammer und offen wird über die Kinder- und Jugendarbeit zugegeben: »...; der Führernachwuchs muss in Zukunft aus unseren eigenen Reihen kommen,...«. Einen ersten Auftritt hatten die »Jüngsten«, als sie in »STAHLHELM-tracht« bei der 15-Jahrfeier der Ortsgruppe Jork des »Stahlhelms« im Jahre 1998 antraten. Im Mai 1999 wurde das »1. Pfingstbiwak« veranstaltet. Auf dem Programm stand »Flaggenparade« und der Nachmittagswettkampf beinhaltete: »Bogenschießen, Keulenwerfen, Baumstammschleudern, Staffellauf, Schießen und Hindernisbahn«. Im Sommer 1999 fand dann eine Wochenendfahrt an die Echernförder Bucht statt, über die im eigenem Mitteilungsblatt getitelt wurde: »Auf dem Dienstplan: Übung <Steilküste>«. Im August wurde ein Zeltlager in Stekene, Belgien durchgeführt. Die Kinder spielten dort »Wer hat die Fahne« und mussten die »Fahne unseres Reiches«, in diesem Fall sogar die »Reichskriegsfahne« erfolgreich verteidigen oder erobern. Auf die Gefahr für Kinder und Jugendliche beim »Stahlhelm« angesprochen, sagt Dr. Minnier: »Sie werden schon sehr früh an Gewalt und Waffen gewöhnt. Die Hemmschwelle beides zu nutzen, wird so gesenkt. Bedenklich wird es erst recht, wenn das dann noch ideologisch überwölbt wird. Aus dieser Kombination kann ein Potential heranwachsen, das Gewalt auch anwendet.«
Der Artikel erschien erstmalig, in leicht gekürzter Fassung, in Nummer 63 (März/April 2000) der Zeitschrift »Der Rechte Rand«.
Weitere Infos:
Der Stahlhelm - Kampfbund
für Europa »Der Stahlhelm« im Informationsdienst gegen Rechtsextremismus
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