VVN-BdA Stade

Die Kreisgemeinschaft Goldap

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© VVN-BdA Stade 2003


Jedes Jahr findet Ende August/Anfang September in Stade an der Niederelbe das »Heimattreffen« der Kreisgemeinschaft Goldap/Ostpreußen (KG Goldap) mit etwa 500-600 Besuchern statt. Die KG ist ein eingetragener, gemeinnütziger Verein mit Sitz in Stade.

Laut ihrer Satzung erstrebt sie »eine Gestaltung der Zukunft Ostpreußens, die der vielhundertjährigen Geschichte und der Zugehörigkeit Ostpreußens zum deutschen Kulturraum auf Grundlage der Prinzipien von Recht, Freiheit und Selbstbestimmung Rechnung trägt«. Sie versteht sich als »der Zusammenschluß der geflüchteten, vertriebenen und ausgesiedelten deutschen Bürger des Kreises Goldap in Ostpreußen«. Eine Mitgliedschaft können auch deren Nachkommen beantragen.

Die KG Goldap ist korporatives Mitglied der Landsmannschaft Ostpreußen (LMO), der bei einer Auflösung der KG auch das Vereinsvermögen zufällt. Die KG nimmt für sich in Anspruch, heutiger Vertreter des ehemaligen Kreises Goldap zu sein. Sie hat sich entsprechende Organe gegeben wie den »Kreistag« und den »Kreisausschuß«. Vorsitzender des »Kreisausschusses« ist der »Kreisvertreter«. Laut Satzung ist er der »Repräsentant des Kreises Goldap und der Kreisgemeinschaft«.

Nach eigenen Angaben hat die KG Goldap 2.700 Mitglieder (Einzelpersonen und Familien). Sie erhalten alle zwei Monate die Zeitschrift »Heimatbrücke«, die in einer Auflage von 3.000 Exemplaren erscheint. Die Mitgliederzahl und die Auflage der Zeitung ist in den letzten Jahren gestiegen.

Einseitige Patenschaften

Die Stadt Goldap mit dem südlichen Teil des ehemaligen Kreises gehört seit 1945 zum polnischen Territorium und liegt im Nordosten des Landes. Der nördliche Teil des früheren Kreises ist russisches Territorium: Kaliningradskaja Oblast, das Gebiet Kaliningrad.

Im Jahre 1952 übernahm der Landkreis Stade eine Patenschaft mit der KG Goldap. In der Patenschaftsurkunde ist vermerkt: »Damit bekundet der Patenkreis Stade feierlich den ganz besonderen Willen, das Gefühl der Zusammengehörigkeit mit den Heimatvertriebenen und der angestammten Bevölkerung des deutschen Ostens, insbesondere des Kreises Goldap, zu pflegen und das Bewußtsein der Bedeutung des deutschen Ostens für das ganze deutsche Volk stets wachzuhalten«.

Es handelt sich hier wohlgemerkt nicht um eine Partnerschaft zwischen zwei Kreisen oder Regionen, also beispielsweise zwischen dem polnischen Gebiet Goldap und dem Kreis Stade. Nein, dies ist eine einseitige Patenschaft des Landkreises für einen Vertriebenenverband, der Anspruch auf einen Teil der ehemaligen deutschen Ostgebiete erhebt. Seit 1964 besteht eine weitere Patenschaft mit der Stadt Stade. Auch Stader Schulen wurden in entsprechende Patenschaften mit (ehemaligen deutschen) Schulen aus Goldap einbezogen.

Die KG Goldap wird seit Jahrzehnten mit Finanzmitteln aus dem Kreis- und Stadtetat bedacht und bei ihren jährlichen Treffen kann sie auf organisatorische Hilfe von Stadt und Landkreis bauen.

Eine Gedenkstätte für die KG Goldap in Stade wurde 1987 mit insgesamt 230.000 DM bezuschußt (je 50.000 DM von Stadt und Landkreis und 130.000 DM von der Sparkassenstiftung), außerdem existiert in Stade seit 1987 ein »Patenschaftsmuseum Goldap in Ostpreußen«. Die Tätigkeit der KG Goldap wäre ohne staatliche Unterstützung in ihrem Umfang nicht möglich gewesen.

Geschichtlicher Rückblick

Im Mai 1948 gab der spätere Kreisvertreter Johannes Mignat - er war zu diesem Zeitpunkt Kreisoberinspektor a.D. - einen ersten Heimatbrief heraus. Er schrieb u.a.: »Ich brauche wohl kaum zu betonen, daß dieser Heimatbrief dazu beitragen soll, alle früheren politischen Meinungsverschiedenheiten und überhaupt jeden Zwist aller ehemaligen Goldaper untereinander endgültig zu begraben.«

Mignat forderte hier, was später politisches Selbstverständnis aller landsmannschaftlichen Verbände wurde: Über Parteigrenzen hinweg sollen alle Deutschen für das große Ziel, die Rückgewinnung der »deutschen Ostgebiete«, die Wiederherstellung eines großdeutschen Reiches, einstehen.

Die 1952 mit dem Landkreis Stade geschlossene Patenschaft ist eng mit Karl von Buchka verbunden. Von Buchka war bis 1932 Landrat im früheren Kreis Kehdingen. Nach der Zusammenlegung des Kreises Kehdingen mit dem Kreis Stade wurde er Landrat im damals ostpreußischen Kreis Goldap. Nach seiner Flucht aus Ostpreußen ließ er sich erneut in Freiburg im Landkreis Stade nieder. Er wurde Mitglied der CDU und deren Bezirksvorsitzender, wurde in den Stader Kreistag gewählt und stellvertretender Landrat. Von 1953 - 57 gehörte er dem Bundestag an. Seine vorherige Mitgliedschaft in der NSDAP (Mitgliedsnummer 1683854) und seine Tätigkeit als Obertruppführer beim Stab der SA-Standarte 44 wird in allen biographischen Vorstellungen über ihn verschwiegen. Der 1960 verstorbene von Buchka wird heute als Ehrenmitglied der KG Goldap geführt.

Die »Heimattreffen« der KG Goldap fanden erst nach Übernahme einer Patenschaft mit der Stadt Stade 1964 regelmäßig in Stade statt. Im selben Jahr wurde im Park der Stader Wallanlagen ein Gedenkstein aufgestellt mit der Inschrift »Gedenke der verlorenen Heimat Goldap. Stadt und Kreis in Ostpreußen«.

Ein Jahr später wandte sich der seinerzeitige Kreisverteter Dr. Toffert an die Stadt Stade, weil er inzwischen mit der - von ihm selbst vorgeschlagenen - Inschrift nicht mehr einverstanden war. Das »Ostpreußenblatt« hatte es abgelehnt, den Stader Gedenkstein abzudrucken. Die Inschrift entsprach nicht dem Verständnis der LMO, da damit der Anspuch auf die »Heimat« aufgegeben werde. Es sollte nun statt »der verlorenen Heimat« heißen: »der entrissenen Heimat«. Der Stader Rat lehnte den Antrag jedoch im Januar 1966 ab.

Die Teilnehmerzahl der nun jährlich stattfindenden »Heimattreffen« nahm in den Folgejahren ab, und auch die Berichterstattung darüber in der lokalen Tageszeitung wurde dünner. Die KG Goldap konnte aber auf eine beständige Unterstützung von Stadt und Landkreis zurückgreifen, was auch durch die offizielle Teilnahme von führenden Stader Kommunalpolitikern demonstriert wurde. Um sich selbst den jährlichen Empfang in Stade zu verschönern, überreichte die KG im Jahre 1981 dem Landkreis Stade ein Transparent mit der Aufschrift »Goldaper herzlich willkommen«, das seitdem während der »Heimattreffen« immer von der Stadt aufgehängt wird.

Verjüngung der Führungsebene und Radikalisierung

Mit der Wahl des damals 25jährigen Stephan Grigat in den Beirat der KG Goldap setzte 1989 eine Verjüngung im Funktionärskörper ein. Grigat selbst fand erst kurze Zeit vorher Kontakt zur KG Goldap. Seine Großeltern waren bereits 1927 aus Goldap weggezogen, seine Familie ist seitdem in Detmold ansässig. In der »Heimatbrücke« 6/89 stellte sich er der Mitgliedschaft folgendermaßen vor: »Ich engagiere mich in der Kreisgemeinschaft Goldap nicht nur der Geschichte oder der unvergleichlichen Natur Ostpreußens wegen, sondern auch deshalb, weil ich der Ansicht bin, daß die Zeit reif ist für ein >Ja ohne jedes Nein< zu den deutschen Ostgebieten, zu unserem Ostpreußen und unserem Goldap.«

Grigat trat in den nächsten Jahren durch programmatische Beiträge in der »Heimatbrücke« hervor. 1991 schrieb er beispielsweise: »Polen hingegen wird sich freiwillig nicht auf eine Rückgabe eines Fußbreites Bodens an Deutschland einlassen; eine Abtrennung an einen neuen Staat ohne Feindbild könnte aber die Situation verändern. Jedenfalls ist auch der polnische Sektor Ostpreußens eine von Krieg und Dauer-Wirtschaftskrise schwer gezeichnete Region, die weit vom Wohlstand der Vorkriegszeit entfernt ist.«

1992 wurde Grigat zum Kreisvertreter der KG gewählt und erhielt bereits zwei Jahre später das »Ehrenzeichen der Landsmannschaft Ostpreußen«. Zu seinen Verdiensten zählte dabei unter anderem, daß die Satzung der KG Goldap an die der LMO angepaßt wurde.

Seit November 1995 ist Grigat Mitglied im Bundesvorstand der LMO. In seiner Heimatstadt Detmold ist er seit 1989 Abgeordneter des Stadtrates und Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes. In Artikeln und Reden erweist sich Grigat als offensiver Verteter der sogenannten Bekenntnisgeneration der Vertriebenen, der die offizielle Politik der LMO auf der Ebene der Kreisgemeinschaft repräsentiert.

Eine weitere Verjüngung des 5-köpfigen Goldaper »Kreisausschusses« gab es 1995: Dietmar Kutz (Jahrgang 1943) und Danilo Gubsch (Jahrgang 1968) sind nun neben Grigat weitere jüngere Mitglieder. Der ehemalige NVA-Unterfeldwebel Gubsch - er kann auf einen Großvater aus dem ehemaligen Kreis Goldap verweisen - organisierte während der letzten Jahre in den neuen Bundesländern mehrere Regionaltreffen für die KG Goldap.

Politisch motivierte Hilfe

Seit in den 80er Jahren der Reiseverkehr nach Polen vereinfacht wurde, hat die KG Goldap eine systematische Arbeit im ehemaligen Kreis Goldap aufgebaut. Stephan Grigat beschrieb 1989 für die »Heimatbrücke« seine Eindrücke von einer Reise durch das beanspruchte Gebiet. Der mehrteilige Bericht hatte die richtungsweisende Überschrift: »Reise in ein besetztes Land«.

Seit Anfang der 90er Jahre konzentriert sich die praktische Tätigkeit der KG Goldap auf die Unterstützung der »Goldaper Gesellschaft der deutschen Minderheit« , auf die Herrichtung von deutschen Soldatenfriedhöfen (»Heldenfriedhöfe« im Spachgebrauch von Stephan Grigat), auf den Erhalt deutscher Baudenkmäler und die Unterstützung für Ambulanzstationen und ein Kinderheim. Auf dem »Heimattreffen« 1994 in Stade führte Grigat aus: »Und doch kann der erreichte Stand (Deutsche Gesellschaft, Deutschunterricht, Deutsches Büro, ein Dutzend neuer deutscher Pässe) nicht befriedigen. Es gibt noch viel zu tun«

Zielgerichtet geht es also darum, das »Deutschtum« zu stärken. Ein besonderes Anliegen ist dabei, möglichst vielen dort Ansässigen - wohlgemerkt polnischen Staatsbürgern - deutsche Pässe zu verschaffen.

Eigentumsansprüche werden offen erhoben. Die »Heimatbrücke« 5/95 berichtete dazu über das Hauptreferat des »Heimattreffens« 1995: »Rainer Jaschke entwickelte in seinem Vortrag >Deutsches Privateigentum als Schubkraft für Ostpreußen< ein Denkmodell, wie durch Rückübertragung deutschen Eigentums in Ostpreußen das Land durch die Tatkraft der deutschen Besitzer die Lebensbedingungen des Westens erhalten könnte.« Dabei geht es weniger um die Lebensbedingungen des Westens als um die Rückübertragung deutschen Eigentums.

Ihre Tätigkeit im heute zu Rußland gehörenden Gebiet begann die KG Goldap nach Öffnung des Gebiets Kaliningrad ab 1991. Dies wird im »Dokument 2« im Dokumentenanhang unserer Broschüre ausgiebig behandelt.