VVN-BdA Stade

Stimme des Revanchismus:

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© VVN-BdA Stade 2003


Ulla Jelpkevon Ulla Jelpke

Als Bundespräsident Roman Herzog am 8.9.1996 in Berlin auf der Veranstaltung des Bundes der Vertriebenen (BdV) anläßlich des 47. »Tag der Heimat« ausführte, daß die durch »den Krieg verlorenen deutschen Ostgebiete zu unserem geschichtlichen und kulturellen Erbe, aber nicht mehr zu unserem Staat gehören«, da wurde die eisige Kälte, die dem Bundespräsidenten aus dem Publikum entgegen gebracht wurde, durch einen Zwischenruf unterbrochen. »Vaterlandsverräter« hallte es durch den stillen Saal.

Diese wüste Beschimpfung Roman Herzogs durch einen Vertriebenen auf der zentralen Veranstaltung des BdV führte zum Eklat. Der BdV sah sich gezwungen, sich vom Zwischenrufer zu distanzieren, nicht jedoch, ohne darüber zu spekulieren, ob es sich bei diesen Menschen nicht vielleicht um einen linken Provokateur gehandelt haben könnte, der sich in die Versammlung eingeschlichen hätte, um die Heimatvertrieben zu diskreditieren.

Auch im »Ostpreußenblatt«, dem offiziellen Organ der Landsmannschaft Ostpreußen (LMO), sah man sich genötigt, zu diesem Vorgang Stellung zu nehmen. Aus dieser Ecke kam jene Form der »Distanzierung«, die zu erwarten war. Die Titulierung des Bundespräsidenten wurde in einem Artikel des Rechtsauslegers Lothar Groppe zwar eingangs als »peinliche Entgleisung« bezeichnet, aber die weiteren 95 Prozent der Ausführungen wurden dazu aufgewandt, um zu begründen, daß Herzog »keine glückliche Hand« bewies, »als er manche Formulierungen wählte, welche die Heimatvertriebenen zutiefst verletzen mußten«.

Mit auch bei Rechtsextremisten anzutreffenden Argumentationsmustern wurde Herzog attestiert, daß er mit seiner Rede »den Forderungen der political correctness genügen« könne, »kaum aber den Erwartungen der Heimatvertriebenen an ihr Staatsoberhaupt gerecht werden« könne.

Der Autor blieb aber nicht dabei stehen, daß er sich vom Bundespräsidenten erwartet hatte, daß dieser sich zum Sprachrohr für die Gebietsansprüche der Revanchisten gegenüber unserer osteuropäischen Nachbarstaaten hergeben würde, sondern er zeigte auch tiefstes inhaltliches Verständnis für den Zwischenruf »Vaterlandsverräter«. Für Groppe erscheint die Aktion »menschlich begreiflich« vor »dem Hintergrund jahrzehntelanger Beteuerungen sämtlicher verantwortlichen Politiker von Konrad Adenauer über Willy Brandt bis Herbert Wehner, die sich über alle Parteigrenzen hinweg einmütig zu den Grenzen Deutschlands in den Grenzen von 1937 bekannten.«

Groppe erinnert daran, daß auch die SPD noch in den 60er Jahren die Forderung »Verzicht ist Verrat« aufgestellt hatte.

Für Groppe hat sich daran bis heute nichts geändert. Trotzig schreibt er: »Wenn Politiker erklären, der Verlust eines Viertels Deutschlands sei der Preis für den von uns begonnen Krieg, steht ihr Argument auf tönernen Füßen« (Ostpreußenblatt, 21.8.1996).

Es ist bezeichnend für den politischen Standort der LMO, daß sie in ihrem Publikationsorgan diese offen revanchistischen Positionen Groppes, der große Territorien vor allem Polens, Tschechiens und Rußlands zurückholen will, dem Bundespräsidenten entgegenhält. Dies wird noch einmal dadurch unterstrichen, daß das »Ostpreußenblatt« nicht die Rede Roman Herzogs vom 47. »Tag der Heimat« dokumentiert, sondern ausgerechnet die auf der gleichen Veranstaltung vom BdV-Vizepräsidenten Latussek gehaltene Rede nachdruckt.

Latussek, der innerhalb des BdV auf dem rechten Flügel zu verorten ist, hatte seine Rede unter das Motto »Für einen Dialog ohne Tabus« gestellt. Dabei geht es Latussek weiß Gott nicht um einen Dialog, dafür um so mehr um die Verteidigung von revanchistischen, die Völkerverständigung untergrabenden Positionen, die er ohne Tabus vortragen will.

»Die Oder-Neiße-Grenze« - so Latussek in seiner Rede - »bleibt im Bewußtsein der Vertriebenen ein Unrecht, bis die vertriebenen Deutschen ihr Ansiedlungsrecht in der ostdeutschen Heimat und ihr Eigentum in Besitz nehmen können. Sie bleibt ein Unrecht, solange sie die Mörder und Verbrecher schützt, die nach dem Krieg Tausende unschuldige deutsche Frauen und Kinder bestialisch gefoltert und ermordet haben. (...) Die Oder-Neiße-Grenze bleibt ein Unrecht, solange, bis sie als Grenze überwunden ist.«

Und an anderer Stelle seiner Rede kann man nachlesen, wie Latussek weiter über die polnische Westgrenze und die tschechische Grenze sowie über die Souveränität des polnischen und des tschechischen Staates denkt, und welche Folgerungen sich für ihn daraus ergeben:

»Wir besitzen die Pflicht, unsere Kraft dafür einzusetzen, daß die Deutschen in der Heimat (hier meint Latussek die Angehörigen der sog. deutschen Minderheit in Polen und Tschechien; Anm. U. J.) alle erdenkliche Unterstützung durch den deutschen Staat erhalten, um das Unrecht von 45jährigen Polonisierungs- und Tschechisierungsversuchen zu überwinden...«

Latussek ist der festen Überzeugung, daß die alten >deutschen Ost- und Siedlungsgebiete< als »kulturelles Erbe unseres Volkes nicht untergehen«. Der BdV-Vizepräsident ist vielmehr von der Zuversicht erfüllt, »daß es genügend Deutsche gibt, die sich nicht dem Zeitgeist unterordnen, sondern ihr Tun an der historischen Verantwortung reflektieren und die Motive ihres politischen Handelns aus ihrem Verständnis von Verantwortung im Rahmen geschichtlicher Abläufe herleiten« (Ostpreußenblatt 21.9.96).

Diese Problemanalyse des amtierenden BdV-Präsidenten läßt tief blicken. Was hier dumpf großdeutsch-tümelnd als moderner »Zeitgeist« diffamiert wird, daß sind international vertraglich anerkannte und abgesicherte Grenzen souveräner Staaten. Sie sind wesentlicher Bestandteil des internationalen Völkerrechts und des politischen und sicherheitspolitischen Zusammenlebens der Länder Europas einschließlich Rußlands sowie der USA.

Wenn man gegen diese bestehenden international vertraglich geschützten Grenzen, die deutschnationalen und völkischen Großmachtversionen setzt, die die »Polnisierung und Tschechisierung« alter >deutscher Ost- und Siedlungsgebiete< zurückdrehen soll, dann zeigt man in aller Deutlichkeit, mit welchem Verständnis von »geschichtlichen Abläufen« man handelt und weiter handeln will.

Um diese »Polnisierung und Tschechisierung« zurückzudrängen, braucht es eines Konzepts, eines Plans der Re-Germanisierung oder - wie er bei jenen hieß, die dem »Zeitgeist« ein tausendjähriges Monument entgegensetzen wollten - eines Generalplans-Ost.

Mit diesen Grundsätzen bewegt sich Latussek voll auf der Linie, die auch die LMO verfolgt.

Die Revision der Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges

Für die LMO endet Ostdeutschland gleichfalls nicht an der polnischen Westgrenze, sondern hier beginnt es erst. Der Anspruch auf polnisches Territorium ist programmatisch fest verankert. Für die politische Erziehung der Landsmannschaft in diesem Geiste wird das »Ostpreußenblatt« systematisch eingesetzt. Für die Ausrichtung des Verbandes sorgen die hard-core-Vertriebenenpolitiker.

Unmittelbar nach der Wiedervereinigung beklagte Herbert Hupka, der Bundesvorsitzende der Landsmannschaft Schlesien, daß der »Patriotismus auf der Strecke zu bleiben« scheint, weil ein Großteil der Bevölkerung für die Anerkennung der polnischen Westgrenze und nicht für deren Revision ist. Hupka kommentierte diese Meinungsumfragen: »Aber es sieht ganz danach aus, daß ganz Deutschland nicht gefragt ist. Denn wäre es an dem, dann müßte es doch eine weit um sich greifende Beunruhigung, wenn nicht sogar Unruhe geben, weil über ein Viertel von Deutschland in seinen friedlichen Grenzen der Weimarer Republik und nach dem Versailler Friedensvertrag verfügt werden soll.«

Die Schlußfolgerung, die Hupka daraus zieht: »...unser eigenes Volk aufzurütteln, Unruhe zu entfachen, es aufzuklären und an seinen Patriotismus zu appellieren...« (Ostpreußenblatt, 4.8.1990).

An anderer Stelle führt Hupka aus, daß es erklärtes Ziel ist, die Beziehungen zum polnischen Staat und zur polnischen Bevölkerung zu stören, Spannungen zu verursachen und diese Spannungen eskalieren zu lassen. 1991 wirft er rheotorisch die Frage auf: »Ist die Vertreibung nach 46 Jahren zum Recht geworden? Ist die von Josef Stalin gezogene Grenzlinie an Oder und Neiße nach 46 Jahren eine völlig zu Recht gezogene Grenzlinie? Ist jetzt die Stunde des Schweigens, des willenlosen Hinnehmens, des Sichabfindens angebrochen? Bestimmt nicht!« (Ostpreußenblatt, 27.7.1991)

Mit der Forderung nach Minderheitenrechten, Niederlassungsrechten und der Wahrung der kulturellen Identität der deutschen Minderheiten, sollen Breschen in die Souveränität der östlichen Nachbarstaaten geschlagen werden. Diese Forderungen und ihre Umsetzung dienen gleichzeitig dazu, um Auseinandersetzungen mit dem polnischen Staat und seinen BürgerInnen herbeizuführen. Allein die provokative Aufstellung der Kriegerdenkmäler durch Vertreter der deutschen Minderheit in Polen zeigt, wie man gezielt die von Hupka geforderte »Unruhe« initiieren kann.

Dazu gehört aber auch der systematisch organisierte Reisetourismus der Vertriebenen in die ehemaligen Ostgebiete. Der Redakteur des »Ostpreuÿenblattes«, Hans Heckel, schreibt nach einem Besuch in Görlitz drohend in Richtung der polnischen Bevölkerung: »Die Oder-Neiße-Linie ist das Mahnmal des Verbrechens, das zu ihr führte.« Heckel meint natürlich nicht den Überfall Nazi-Deutschlands auf Polen, sondern das »Verbrechen der Vertreibung«. Deswegen müssen für ihn auch die Polen Schuldgefühle haben: »Was muß es für ein Gefühl für die Menschen sein, ihr Haus zu betreten und zu wissen, daß es einst jemanden gestohlen wurde, den man vertrieben, vielleicht umgebracht hat. Auch wenn die heutigen Polen sicher nicht mehr für den Diebstahl verantwortlich zu machen sind, wenn sie damals noch viel zu jung oder gar nicht geboren waren, so leben auch sie in der stetigen Gewißheit, daß sie ihre Anwesenheit in Görlitz einem gigantischen Raub verdanken« (Ostpreußenblatt, 18.5.91).

Die Ressentiments unter den Vertriebenen gegen die Polen werden gezielt durch Autoren des »Ostpreußenblattes« angeheizt. Der Autor Karl-Heinz Spiess schreibt z.B. über das Verhältnis der Deutschen und der Polen: »...Doch das ist nicht das eigentliche Problem, sondern es lag und liegt immer an der nachweislichen Intoleranz Polens, das 1920 die Russen von der Weichsel zurück zur Oka expedierte, zeitweilig ukrainische Gebiete okkupierte und 1939 sich so stark gegen Deutschland exponierte, daß der Zweite Weltkrieg unvermeidbar wurde (...) Sprechen wir daher zutreffenderweise über die anscheinend angeborene Toleranz seinen Nachbarn gegenüber. Ich habe mich bemüht, in diesem Bericht deutlich die Toleranz deutscherseits darzustellen, die bis heute nicht erwidert, sondern überheblich ausgenutzt wurde - bis hin zum Bromberger Blutsonntag.« Und drohend geht es weiter: »Heute steht Polen wiederum im Begriff, die Fehler der Vergangenheit gegenüber den deutschen Nachbarn zu wiederholen: Die im Land bis heute zurückgehaltene und jahrzehntelang entrechtete deutsche Minderheit weiß darüber zu berichten. Das nationalpolitische Verhalten kann man somit auf einen einleuchtenden Nenner bringen: Fast 75 Jahre Polen - und doch nicht weise« (Ostpreußenblatt, 11.5.91).

Erhard Bastek beklagt sich im »Ostpreußenblatt« darüber, daß im ehemaligen Schlesien »polnischer Chauvinismus« aufkommt. Er bezog seine Schlußfolgerung darauf, daß der polnische Verteidigungsminister gegenüber JournalistInnen geäußert haben soll, daß er in »Schlesien germanische Sentiments wiederaufleben« sieht. Allein aus dieser Äußerung des polnischen Verteidigungsministers zieht der Autor im »Ostpreußenblatt« den Schluß, daß dies ein »starker Affront« gegen »Deutschland« sei und »daß die deutsche Minderheit (ähnlich wie die Kurden im Iran) eigentlich die USA um (militärischen) Beistand bitte müsse, weil Hilfe von der Bundesregierung nicht zu erwarten sei« (Ostpreußenblatt, 31.8.91).

Bastek ist keineswegs ein verschrobener Einzeltäter. Die hier offen vorgetragene Konsequenz, daß der »Benachteiligung der deutschen Minderheit«, dem »Raub der Heimat« der ökonomische, politische, aber auch militärische Konter zu folgen habe, durchzieht die Artikel im »Ostpreußenblatt« wie ein brauner Faden.

Ergänzt werden diese einen tiefen Haß und Rassismus gegen die osteuropäische Bevölkerung ausdrückenden Tiraden durch die angebotene und empfohlene Lektüre von Machwerken, die eine >theoretische< oder >wissenschaftliche< Aufarbeitung des Problems aus gegenwärtiger Sicht des bundesdeutschen Neofaschismus oder auch aus alter nationalsozialistischer Betrachtungsweise versprechen. Während der »Schlesier«, eine Zeitung aus dem Umfeld der Landsmannschaft Schlesien, ihren LeserInnen vor allem das (vom NS-Staat herausgegebene) Machwerk »Dokumente polnischer Grausamkeiten« als Reprint aus dem faschistischen Arndt-Verlag des Kielers Dietmar Munier (Der Schlesier vom 9.8.96), empfiehlt das »Ostpreußenblatt« seinen LeserInnen beispielsweise von Werner Fuchs »Selbstzeugnisse polnischen Eroberungswillens« aus dem neofaschistischen »Verlag für ganzheitliche Forschung und Kultur« oder den Reprint der »Altpreußischen Forschungen«, die größten Teils während der NS-Zeit verfaßt wurden und als Teil des theoretischen Rüstzeugs für den Generalplan-Ost anzusehen sind.

Den Schulterschluß mit dem Kieler Neofaschisten Dietmar Munier sucht aber auch die LMO. Ihr Bundesvorsitzender Wilhelm von Gottberg stellte sich schützend vor Munier und dessen »Verein zur Förderung der Rußlanddeutschen in Ostpreußen e.V.«. Für von Gottberg war die Einstufung Muniers als Rechtsextremist durch das Auswärtige Amt »unzutreffend und für die heimatvertriebenen Ostpreußen schädlich« (Ostpreußenblatt 1.4.95).

Die Freundschaft der LMO mit dem rechtsextremen Verein scheint sich mittlerweile zu stabilisieren. Für die letzte Jahreshauptversammlung des Schulvereins am 8.-9. April 1995 in Bayern schickten nicht nur Jörg Haider (Bundesobmann der FPÖ), der rechtsextremistische Publizist Gustav Sichelschmidt, der REP-Landesvorsitzende Rudolf Krause, Lisbeth Grolitsch (Vorsitzende der Notgemeinschaft für Volkstum und Kultur) Grußbotschaften, sondern auch Peter Fischer aus der Redaktion des »Ostpreußenblattes« und der stellvertretende Bundesvorsitzende der LMO, Wolfgang Thüne, sowie der Vorsitzende der Stiftung ostdeutscher Kulturrat, Herbert Hupka.

Mittlerweile konnte auch Dr. Hartwig Thieme über seine Erfahrungen als Schulleiter in diesem rechtsextremen Schulprojekt im »Ostpreußenblatt« in einem dreiteiligen Erfahrungsbericht informieren (vgl. Ostpreußenblatt 23-25/96). Und auch in dem Ostpreußischen Landesmuseum Lüneburg kann Thieme zusammen mit seiner Ehefrau über ihre gemeinsame Pioniersarbeit bei der Regermanisierung Ostpreußens einen Dia-Vortrag halten (Ostpreußenblatt 35/96).

Der Schulterschluß mit dem Neo-Faschismus: Von der Kriegsschuldlüge ...

Sich von den aus den Erfahrungen mit dem deutschen Faschismus resultierenden Fesseln zu befreien, um neue Kräfte entfesseln zu können, das ist das immer wiederkehrende Motto des bundesdeutschen Neofaschismus. Ihre Kampagne zur eklatanten Umleugnung der Geschichte stellten sie unter das Motto »Wahrheit macht frei«. Für sie ist der Kampf gegen die »Kriegsschuld-Lüge« und der Kampf gegen die »Umerzieher« das wichtigste Themenfeld, das es zu bearbeiten gilt, um perspektivisch aus der Defensive zu kommen.

Diese Bemühungen an dieser Frage, sind bei den militanten Neofaschistischen genauso zu beobachten, wie bei den traditionellen Wahlparteien um die »Deutsche Volksunion« (DVU). Das Bundesamt für Verfassungsschutz charakterisiert dieses Bemühen beispielsweise der DVU wie folgt: Die DVU »relativiert« in ihren Zeitungen »die NS-Verbrechen, indem sie dem nationalsozialistischen Holocaust permanent Verbrechen anderer Völker gegenüberstellen, einseitige Vergangenheitsbewältigung und die Zuweisung der Kollektivschuld beklagen oder fragen >Wie lange noch Nazi-Jagd?<«.

Und weiter heißt es zu dieser Politik: »Mit Schlagzeilen wie >Die Umerziehung der Deutschen - Propaganda im Geist der Sieger des Zweiten Weltkriegs< wird das demokratische Verfassungsleben nach 1945 als das Ergebnis einer verfälschten Geschichtsschreibung und einer >Umerziehung< vom Guten zum Schlechten herausgestellt.« (Bundesverfassungsschutz-Bericht 1993, S. 43/44)

Mit genau dieser rechtsextremen Programmatik versucht das »Ostpreußenblatt«, seine politischen Ziele durchzusetzen.

Es ist von daher mehr als symbolträchtig: Für die Vermittlung eines neuen Abonnenten oder einer neuen Abonnentin erhalten die LeserInnen des »Ostpreußenblattes« eines der Bücher des 1995 verstorbenen Chefredakteurs der Zeitung, Hugo Wellems. Das Buch »Das Jahrhundert der Lüge« ist im neofaschistischen Arndt-Verlag erschienen. In der Anzeige zu diesem Buch heißt es: »Nach dem Willen der Umerziehung soll Deutschland für alle Zeiten als ewige Verbrechernation gebranntmarkt werden. Der Autor, Chefredakteur des >Ostpreußenblattes< tritt dieser Geschichtsverzerrung mit einer imposanten Zitatensammlung entgegen....« (Ostpreußenblatt 13.4.91).

Das ist das Credo des Ostpreußenblattes und der LMO. Ihr »Kampf für die geschichtliche Wahrheit« verläuft genau auf dieser politischen Linie und ist zentraler Bestandteil der politischen Programmatik des Verbandes. Es ist gar nicht möglich, die ganze Fülle und Wucht dieser rechtsextremen und geschichtsrevisionistischen Ausrichtung darzustellen.

Mit Hilfe und Unterstützung der einschlägigen rechtsextremen Literatur, rechtsextremer »Wissenschaftler« und Hobby-Historiker sowie rechtsextremer Autoren versucht das »Ostpreußenblatt« diese Sichtweise ihrer LeserInnenschaft darzubringen. Dabei werden in der Tat alle Hüllen fallen gelassen: Die Bücher der extremsten Geschichtsrevisionisten werden über Anzeigen und Buchbesprechungen empfohlen. Egal ob David Irving, Paul Rassinier, David L. Hoggan, Richard Posselt, Herbert Taege, Adolf von Thaden oder Alfred Schickel, für alle diese Rechtsextremisten werden im »Ostpreußenblatt« die Spalten geöffnet.

Der britische Geschichtsrevisionist David Irving, gegen den in der BRD ein Einreiseverbot verhängt wurden ist, wird im »Ostpreußenblatt« als »international ebenso renommierter wie gefürchteter Zeitgeschichtler« hochgelobt. Über Irvings Churchill-Biographie, die die Verbrechen Nazi-Deutschlands und Hitlers relativiert, schreibt Michael Prymelski: »Irving sieht in Churchill den Totengräber Europas, der machtbesessen, ruhmsüchtig, persönlich feige und opportunistisch veranlagt, schuldig am Tod von Millionen Menschen ist« (Ostpreußenblatt, 31.8.91).

Während in Wunsiedel der militante Flügel des Neofaschismus durch Aufmärsche den Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß ehrt, und ihn wegen seines Englandsfluges als »Sendbote des Friedens« feiert, übt sich in dieser Disziplin auch der berüchtigte Zeitgeschichtler Alfred Schickel. Schickel hat sich als Autor für das »Ostpreußenblatt« wohl vor allem dadurch empfohlen, weil er in der Vergangenheit die Zahl der ermordeten Juden und Jüdinnen, der polnischen Kriegsopfer sowie der durch die Nazis ermordeten Roma und Sinti drastisch reduziert hatte. In seinem Artikel »Rätsel um Heß« behauptet er, daß

»Heß mit Wissen und Willen Hitlers am 10. Mai 1941 nach England geflogen ist, daß er in Übereinstimmung mit seinem Führer den Krieg gegen Großbritanien zu einem baldigen Ende bringen wollte...«.

Die »noch fehlenden dokumentarischen Beweise« für diese Folgerungen, versucht er durch »handfeste Hinweise« zu einer Legende zu verdichten. Und ähnlich wie der militante Neofaschismus, versucht Schickel auch eine Legende um den Tod von Heß herauszubilden, denn auch die »Aufhellung des rätselhaften Todes von Rudolf Heß im August 1987« sei »der Zeitgeschichtsforschung aufgegeben« (Ostpreußenblatt, 23.3.1991).

Und der »Ostpreußenblatt«-Autor Fritz Degenhart schreibt im Zusammenhang mit der >Kriegsschuld-Lüge< über das Buch des ehemaligen NPD-Vorsitzenden Adolf von Thadden »Zwei Angreifer«:

»Die Debatte über den Charakter des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion im Juni 1941, der von seriösen Historikern längst als Präventivschlag erkannt wurde, ist sicher nicht mehr besonders originell. Inzwischen liegen bekanntermaßen derart viele Indizien auf dem Tisch, daß lediglich aus Gründen einer rheinbündlerischen Volkspädagogik an der zunehmend kühnen These festgehalten werden kann, damals sei die Sowjetunion Opfer einer unprovozierten Aggression geworden« (Ostpreußenblatt, 19.3.94).

Degenhart stellt bei seiner versuchten NS-Entlastung gleich einen weiteren »Querdenker aus dem Kreise einer kritischen, nicht etablierten Historikerschaft« vor, nämlich Max Klüver und dessen geschichtsrevisionistisches Machwerk »Es war nicht Hitlers Krieg« aus dem rechtsextremen Verlag Heitz und Höffkes. Die Lektüre des Buches empfiehlt Degenhart mit folgenden Worten: »Der Zweite Weltkrieg soll von Deutschland entfesselt worden sein. So wird der kritiklosen Öffentlichkeit zumindest seit Jahrzehnten suggeriert.«

Degenhart weist dann darauf hin, daß in der >etablierten Geschichtsschreibung< »Roosevelts US-Aggressionskurs wie auch Stalins Provokations- und Bedrohungspolitik 1940/41 (...) völlig ausgeklammert« bleiben. »Auch ausgeklammert bleibt Polen, das man - wegen der schnellen militärischen Niederlage? - immer nur in der Rolle des beklagenswerten Opfers sich anzusehen gewöhnt hat« (Ostpreußenblatt, 19.3.94).

Gerade in den den letzten Monaten und Wochen werden im »Ostpreußenblatt« verstärkt wieder die von Degenhart so bezeichneten >bekanntermaßen vielen Indizien< - sensationell aufgemacht - erneut verbreitet. Unter der Überschrift »...auf daß der Krieg ausbricht« wird eine Geheimrede von Stalin vor dem Politbüro vom 19.8.1939 im reißerischen Stil enthüllt, die darlegt, daß man in der sowjetischen Führung die Möglichkeiten einer kriegerischen Politik des Faschismus in seine Überlegungen einbezogen hatte (siehe Ostpreußenblatt, 8.6.96). Diese Rede belegt nun keineswegs, daß Nazi-Deutschland den Krieg nicht entfesselt hat.

Noch interessanter aber ist die Quelle aus der diese >exklusive Enthüllung> des »Ostpreußenblattes« stammt: »Bei unserem Nachdruck folgten wir wesentlich der Übersetzung des Werkes von A. v. Thadden (Anm.: Adolf von Thadden war früher Vorsitzender der NPD), das im Herbst unter dem Titel >Vier Reden Stalins - Ein durchgehender roter Faden< in der Deutschen Verlagsgesellschaft/Rosenheim« erscheinen wird (Ostpreußenblatt, 15.6.96).

Gestützt auf diese Quelle wird dann in mehreren folgenden Ausgaben der Zeitung versucht, den Faschismus von der Schuld seiner kriegstreiberischen Politik zu entlasten.

...bis zur »Bewunderung« für >Auschwitz-Leugner<

Wie in der Frage des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs geht das »Ostpreußenblatt« auch in anderen Fragen der Beurteilung der Verbrechen des Faschismus vor. Dabei wird selbst vor der Leugnung des Holocaust nicht halt gemacht.

Der Autor des »Ostpreußenblattes«, Ulrich Hoppe, streicht - wenige Wochen nach dem Brandanschlag auf die Synagoge in Lübeck 1994 - in einer Besprechung des Buches von Ernst Nolte »Streitpunkte« heraus: «Sensationell muten die Abschnitte des Buches über die >Endlösung der Judenfrage< an, die unter den gegenwärtigen Bedingungen als eine Art Expedition in die >Genickschußzone< bezeichnet werden kann. Ist dies doch der erste Fall, daß ein angesehener Fachhistoriker, noch dazu Deutschlands führender NS-Experte, wie man wohl ohne Übertreibung sagen kann, sich mit den Thesen revisionistischer Historiker ernsthaft beschäftigt. Statt diese - wie in den Medien üblich - von vornherein als abartige Verbrecher darzustellen, scheut Nolte sich nicht, diesen Leuten z.T. zu attestieren, daß sie >nach Beherrschung des Quellenmaterials und zumal in der Quellenkritik diejenigen (Untersuchungen) der etablierten Historiker in Deutschland vermutlich übertreffen<. Den Atem verschlägt es einem, wenn Nolte dann auch die Frage nach >sechs Millionen< und dem Vorhandensein von Gaskammern derart stellt, daß die Antwort nicht bereits vorgegeben ist.«

Hoppe, der weiß was er tut, schreibt, nachdem er seinen Atem über einen derartigen Schulterschluß mit den »Auschwitz-Leugnern« wiedergefunden hat, fasziniert über Nolte: »Die Bewunderung verdient der Verfasser für seine in Deutschland so seltene Zivilcourage schon jetzt« (Ostpreußenblatt, 23.4.94).

Daß Hoppe den Mut des Autors bewundert, ist verständlich, denn bei den revisionistischen Historikern, die in der »Beherrschung des Quellenmaterials« so hervorragend sein sollen, handelt es sich immerhin um Leute wie den berüchtigten Fred Leuchter. Zu den Leuten, die sich ansonsten in der BRD mit »Zivilcourage« an dessen Seite stellen, zählen solche wie der damalige NPD-Bundesvorsitzende Günter Deckert.

Es erstaunt dann auch nicht, daß sich das »Ostpreußenblatt« gegen die Eröffnung des Holocaust-Memorial in Washington ausspricht, weil es dadurch die »Verständigung erschwert« ansah, und weil man befürchtete, daß sich »das ohnehin problematische Deutschlandbild der US-Amerikaner weiter verfinstern« könne (Ostpreußenblatt, 1.5.93).

Naheliegend, daß das »Ostpreußenblatt« natürlich auch Interesse hat, die Zahl der von den Nazis ermordeten Jüdinnen und Juden zu senken. Unter der Überschrift »Andere Zahlen« meldete die Vertriebenen-Zeitung, daß nach dem gegenwärtigen Forschungsstand die Zahl der »Gestorbenen und Getöteten« in Auschwitz 960.000 betrage (Ostpreußenblatt, 10.9.94).

Schulter an Schulter mit dem Neofaschismus

Das »Ostpreußenblatt« hat über die letzten Jahre seine Zusammenarbeit mit den Neofaschisten auf allen Ebenen intensiviert. Zum Deutschland-Treffen der LMO 1994 in Düsseldorf wurde der damalige Stellvertreter Le Pens, der Europaabgeordnete Schodruch (Deutsche Liga, vormals REP) offiziell als Redner eingeladen. Er trat dort zusammen mit dem Ministerialdirektor aus dem Bundesinnenministerium, Hartmut Gassner, auf. Die neofaschistische Zeitung »Nation und Europa« stellte damals erfreut fest: »Unter Wilhelm von Gottberg scheint sich die früher unionsfixierte Landsmannschaft Ostpreußen aus der parteipolitischen Umklammerung zu befreien und neue Verbündete zu suchen« (Nation und Europa, 7-8-/94).

Vor allem nach Abschluß der Nachbarschaftsverträge mit Polen und Tschechien Anfang der 90er Jahre hat sich die LMO nach rechts radikalisiert.

Das »Ostpreußenblatt« wirbt offen für neofaschistische Zeitungen wie »Nation«, »Europa vorn«, »Unabhängige Nachrichten«, »Tiroler« usw.

Besonders eng gestaltet sich die Zusammenarbeit mit der neurechten Wochenzeitung »Junge Freiheit« (JF). Mit Artikeln, Interviews und Werbeanzeigen wird versucht, auch in Vertriebenenkreisen neue LeserInnen für diese Zeitung zu werben.

So gehörte das »Ostpreußenblatt« selbstredend zu den Gratulanten, der JF, als diese ihren 10. Geburtstag feierte: »Diese Zeitung wird von jungen Männern und Frauen gemacht, die nicht bereit sind sich der >political correctness< zu unterwerfen« (Ostpreußenblatt, 22.6.96).

Unter der Überschrift »Konservative Zeitung kämpft ums Überleben« wird auch auf die finanzielle Misere der Zeitung hingewiesen. JF-Chefredakteur und Geschäftsführer, Dieter Stein, erklärt: »Das Ende der JF wäre ein Riesentriumph für das antidemokratische Lager« (Ostpreußenblatt, 17.8.96).

In der gleichen Ausgabe unterstützt das »Ostpreußenblatt« die JF auch auf einem anderen Terrain: In der Auseinandersetzung um die Einstufung der JF als rechtsextrem durch das Landesamt für Verfassungsschutz in Nordrhein-Westfalen. Das »Ostpreußenblatt« gibt hier im wesentlichen die politische und juristische Argumentation der JF wieder, nach der der »NRW-Verfassungsschutzbericht selbst verfassungsfeindlich« sei.

Dieser Einsatz für die JF überrascht nicht. Haben sich doch beide Zeitungen in den letzten Jahren immer mehr angenähert: sowohl inhaltlich als auch von den Zielgruppen, die angesprochen werden sollen. Mittlerweile schreiben eine ganze Reihe von AutorInnen sowohl in der JF als auch im »Ostpreußenblatt«.

Und genauso wie die JF sich zu rechtsradikalen Gruppierungen wie dem »Bund freier Bürger« (BFB) hingezogen fühlt und engere beiderseitige Bindungen eingeht, kann man dies über die LMO und den BFB sagen. Die LMO hat durch ihr Bundesvorstandsmitglied Bernd Hinz dem BFB bei der Abfassung des deutschlandpolitischen Teils für das Parteiprogramm geholfen (Ostpreußenblatt, 25.11.95).

Auch für die REP werden Anzeigen abgedruckt, REP-Funktionäre schreiben als Autoren im »Ostpreußenblatt« und für die REPs wird politisch Partei ergriffen.

Zur Illustration hierfür vielleicht folgendes Beispiel. Unmittelbar nach dem Anschlag auf die Synagoge in Lübeck, und nachdem der damalige Parteivorsitzende der rechtsradikalen REP, Franz Schönhuber, den Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, einen »Volksverhetzer« genannt hatte, weil Bubis die REP als geistige Urheber des Anschlags bezeichnet hatte, gerieten die REP politisch unter Druck und waren gesellschaftlich weitgehend isoliert.

Doch nicht alle rückten von den REP ab. Fürsprecher fanden sie im »Ostpreußenblatt«, was in dieser Situation ein hohes Maß an Solidarität und inhaltlichem Gleichklang offenbart. Im Leitartikel schrieb der Redakteur für Politik und Zeitgeschehen, Hans Heckel: »Damit lag Ignatz Bubis voll im Trend. Sämtliche Bonner Parteien >Wußten< schon am Tag nach dem Lübecker Anschlag, wo die Schuldigen waren und - vor allem - wer in den Augen der Öffentlichkeit hinter ihnen zu stehen hat: Die Republikaner. In Nordrhein-Westfalen soll ein REP-Funktionär sogar an ausländerfeindlichen Ausschreitungen beteiligt gewesen sein, was die Parteispitze versucht habe zu vertuschen. Da soll es einen Zeugen geben. Dieser hat allerdings laut Nachrichtenmagazin >Focus< seine Aussage mittlerweile widerrufen. Doch es hilft alles nichts. Die Anti-REP-Front will sich die Legitimation für ihren Kreuzzug nicht von lästigen Aussagen und vorläufigen Ermittlungsergebnissen aufweichen lassen.«

Daß Hans Heckel in diese Anti-REP-Front nicht gehört, versteht sofort, wer seine Artikel liest. Heckel fährt wenig später fort: »Den Republikanern nun wird stets vorgeworfen, sie stünden nicht auf dem Boden der Demokratie und wollten diese abschaffen. Dagegen haben die Republikaner ihre loyale Haltung zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung immer und immer wieder betont. Keine Chance, man glaubt ihnen nicht. Statt dessen heftet man ihnen die geistige Urheberschaft für ausländerfeindliche und antisemitische Übergriffe an« (Ostpreußenblatt, 16.4.94).

Die »willigen Vollstrecker« der Geschichtsrevisionisten und Revanchisten

Heute, nach den Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus, mit der Erinnerung und auch der Dokumentation ihrer Verbrechen während der Zeit des »Dritten Reiches«, des Zweiten Weltkrieges und der Einmaligkeit des Holocaust, zeigen sich die damaligen Täter, deren >Söhne< und >Enkel< auf der Seite derjenigen die diese NS-Verbrechen bagatellisieren, relativieren oder gar leugnen wollen.

Könnte man den »willigen Vollstreckern« aus der Zeit des »Dritten Reiches« in gewisser Weise attestieren, daß ihnen das Ausmaß der Vernichtung - beispielsweise - der Jüdinnen und Juden nur oberflächlich bekannt war, so muß man den heutigen Auschwitz-Leugnern und deren Helfer bescheinigen, daß die ihr widerliches Handwerk vor dem detailiert bewiesenen Holocaust betreiben. Die bürokratisch penibel geplante und organisierte sowie industriell durchgeführte Ermordung der Jüdinnen und Juden ist belegt. Das gleiche gilt für die Anzettelung der Zweiten Weltkriegs und die während dieses Krieges begangenen Verbrechen des NS-Staates. Heute sich auf die Seite der Holocaust- und Kriegsschuldleugner stellen, heißt vor dem Hintergrund dieses Wissens bewußt für NS-Verherrlicher Partei zu ergreifen.

Obwohl die Bundesregierung die politische Verantwortung für die Förderung der Vertriebenenverbände aus dem Bundeshaushalt hat und auch die rechtmäßige Verwendung dieser Gelder zu prüfen hat, bekommen die Vertriebenenverbände wie der Bund der Vertriebenen (BdV) und die LMO weiterhin Gelder aus dem Bundeshaushalt. Dies ist um so beachtlicher, als die Bundesregierung zumindest seit 1991 kontinuierlich von der PDS auf die geschichtsrevisionistische und neofaschistische Durchsetzung dieser Verbände hingewiesen wurden ist.

Trotz dieser neofaschistischen Durchsetzung erhielt die LMO

1995 ca. 419.000 DM

1996 ca. 410.000 DM (im Bewilligungsverfahren)

Allein das Deutschland-Treffen 1994 der LMO in Düsseldorf wurde von der Bundesregierung mit 148.470 DM bezuschußt.

Dies überrascht nicht. Mehrere Staatssekretäre kommen direkt aus dem Vertriebenenbereich wie

· Parlamentarischer Staatssekretär Eduard Lintner, Mitglied in der Sudentendeutschen Landsmannschaft und Ackermann-Gemeinde, oder der

· Staatssekretär Priesnitz, Ost- und Mitteldeutsche Vereinigung der CDU/CSU, oder der

· Parlamentarischer Staatssekretär Horst Waffenschmidt, bis mindestens 1993 im Verwaltungsrat des »Vereins für das Deutschtum im Ausland« (VDA).

Darunter auf nächst höherer Ebene fungierte der - im Sommer 1996 in Rente gegangene Ministerialdirektor Hartmut Gassner; er war Leiter der Abteilung Vt (Deutsche Minderheiten; Spätaussiedler; Vertriebene; Kulturarbeit im Sinne von § 96 Bundesvertriebenengesetz). Gassner, seit Jahren Mitglied der LMO wurde 1995 in den Bundesvorstand dieses Revanchistenverbandes gewählt. Enthüllend die Danksagung von Wilhelm von Gottberg auf der Ostpreußischen Landesvertretung von 1995 über die Wiederherstellung der Salzburger Kirche in Gumbinnen: »Ich möchte an dieser Stelle unserem Insterburger Landsmann, dem Ministerialdirektor im BMI, Hartmut Gassner, auch im Namen der OLV danken, daß er durch sein stilles Wirken in bezug auf die Bereitstellung der Mittel die wesentlichen Voraussetzungen für dieses Vorhaben geschaffen hat« (Ostpreußenblatt, 25.11.95).

Unter der Regie dieser Herren war und ist es möglich, daß die LMO weiterhin Jahr für Jahr diese beträchtlichen Summen erhält trotz rechtsextremer Durchsetzung. Und daran ändert nicht einmal die bezeugte und unwidersprochen gebliebene Hochachtung für die Holocaust-Leugner etwas.