VVN-BdA Stade

Stellungnahme zum

»Heimattreffen« der Kreisgemeinschaft Goldap

vom 25. - 27. August 2000 in Stade


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© VVN-BdA Stade 2003


Am letzten Augustwochenende wird die »Kreisgemeinschaft Goldap/Ostpreußen e.V.« (im folgenden KG Goldap) ihr diesjähriges Treffen in Stade abhalten.

Die KG hat für den 27. August das CSU-Mitglied Kurt J. Rossmanith aus Kaufbeuren/Allgäu eingeladen. Die Präsentation eines solchen Festredners ist ein weiteres Zeichen dafür, dass es der KG - wie allen Vertriebenenverbänden - nicht um einen dauerhaften Frieden in Europa geht, sondern um die Durchsetzung von Forderungen und Ansprüchen gegen die osteuropäischen Staaten im Gewand von »Heimatrecht«, »Entschädigungs«-und »Eigentumsansprüchen«.

Kurt Rossmanith ist Bundestagsabgeordneter und - wie er selbst auf der Internet-Homepage der CDU/CSU-Fraktion vermerken lässt - in »Sudetenschlesien« gebürtig. U.a. ist er stellvertretender Vorsitzender der »Ost- und Mitteldeutschen Vereinigung« der CDU/CSU. Bis vor einigen Monaten war er stellv. Vorsitzender des BdV (Bund der Vertriebenen), dem Dachverband der »Vertriebenenverbände«.

In seinem Wahlkreis Ostallgäu gab es seit den 80er Jahren eine öffentliche Auseinandersetzung um die Umbenennung zweier Kasernen. In diesen Kasernen in Füssen und Mittenwald sind Gebirgsjäger-Einheiten der Bundeswehr stationiert. Die Kasernen waren seit den 60er Jahren nach Kriegsverbrechern der Nazi-Wehrmacht benannt: Die Füssener Kaserne nach dem »Helden von Narvik« und Nazi der ersten Stunde, Generaloberst Eduard Dietl, die Mittenwalder Kaserne nach Generalmajor Ludwig Kübler. Kübler wurde nach dem 2. Weltkrieg in Jugoslawien zum Tode verurteilt.

Im Zuge der Auseinandersetzung um die Umbenennung schrieb Rossmanith 1993 u.a.: »Generaloberst Dietl war und ist auch heute noch ein Vorbild in menschlichem und soldatischem Handeln«. Dies schrieb er in einem Brief an den damaligen Verteidigungsminister Rühe.

1996 verlor Rossmanith einen Prozess gegen einen Mann, der ihn - u.a. wegen der o.g. Dietl-Äußerung - als Nazi-Fan bezeichnet hatte. Das Landgericht Kempten konnte darin keine Beleidigung erkennen.

Noch im vergangenen Jahr kritisierte er die Ankündigung der Bundesregierung, weitere nach fragwürdigen militärischen Vorbildern benannte Kaserne umzubenennen, mit der »dringenden« Warnung, »ideologische Geschichtsbereinigung zu betreiben und das Kind mit dem Bade auszuschütten«. (Südd. Zeitung, 30.1.1999)

Doch nicht nur die Person des Bundestagsabgeordneten Rossmanith ist Grund unserer Kritik, sondern auch die KG Goldap selber.

Wir haben seit 1995 mehrere Erklärungen und Dokumentationen veröffentlicht, in denen wir Äußerungen und Tätigkeiten der Verbandsspitze als Revanchismus und friedensstörende Aktivitäten entlarvt haben.

Allen Beteuerungen zum Trotz hat sich daran nichts geändert. Es wird sich daran auch nichts ändern, da ansonsten die Existenzberechtigung der KG wie auch die aller »Vertriebenenverbände« nicht mehr vorhanden wäre.

Die KG ist korporatives Mitglied der in Hamburg ansässigen »Landsmannschaft Ostpreußen« (LO). In deren Wochenzeitung »Das Ostpreußenblatt« wird regelmäßig revanchistisches und extrem rechtes Gedankengut verbreitet.

Die Beiträge in der Mitgliederzeitschrift »Heimatbrücke« der KG Goldap - vor allem die Reden der Verbandspitze und von Gastrednern auf den jährlichen »Heimattreffen« - sind geprägt vom gleichen Gedankengut, das wir bereits vor Jahren kritisiert haben.

Mit der ständigen Behauptung und Hervorhebung

  • einer »Deutschen Kulturlandschaft« im ehemaligen Ostpreussen - also Teilen Polens und Russlands - und der daraus gefolgerten »Verantwortung« für die dortige »Deutsche Volksgruppe« (in Goldap), sowie
  • des »Vertreibungsunrechts«, der Produktion von ewigem »Heimweh« und der damit einhergehenden Opferrolle der »Ostpreußen«

wird ein »Recht auf die Heimat« reklamiert. Die daraus logisch resultierenden Gebietsansprüche werden in »Europäische Lösungen« gekleidet. Redewendungen wie »unsere Heimat« - die längst nicht nur von Vertretern der sog. Erlebnisgeneration benutzt werden - deuten aber schon darauf hin, dass polnische und russische Gebiete als eigentlich zu Deutschland gehörig angesehen werden.

Auf der Startseite der Internet-Homepage der KG Goldap ist »Das Deutsche Reich in den Grenzen von 1937« abgebildet.

Alle Beteuerung von Frieden und Völkerversöhnung sind daher unglaubhaft, weil immer wieder auch die Einforderung von »Recht und Wahrheit« bei der »Aufarbeitung der Vertreibungsverbrechen« gefordert wird, gerade von den osteuropäischen Staaten.

Die Stadt Stade hat 1998 im Rahmen der Städtepartnerschaft mit der polnischen Stadt Goldap bereits ein Zeichen gegen revanchistische Politik gesetzt, indem die KG Goldap nicht in diese Partnerschaft eingebunden wurde.

Wir fordern auch weiterhin - wie bereits vor fünf Jahren - die Kündigung der Patenschaften von Stadt und Landkreis Stade mit der KG Goldap sowie die Streichung von Geldern aus öffentlichen Haushalten.

Wir fordern außerdem die Repräsentanten von Stadt und Landkreis Stade auf, den Feierlichkeiten zum diesjährigen »Goldaper Heimattreffen« fernzubleiben und der KG für die am Samstag, 26. August, geplante Kreisversammlung, die »Tagung von Ortsvertretern und Leitern von Schulgemeinschaften« und die Eröffnungsveranstaltung des »Heimattreffens« keine städtischen Räume zur Verfügung zu stellen.

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten
Kreisvereinigung Stade
Stade, 1. August 2000